Ein persönlicher Blick zurück!
- Mein Name ist Jakob Diener, ich bin freiberuflicher Redakteur und Berufsmusiker!
Es gibt Musiker, die nach ihrem letzten Hit von der Bildfläche, und es gibt jene, die bleiben – weil sie nie nur Musik gemacht haben, sondern weil sie Teil einer Geschichte sind, die größer ist als ein Refrain.
- Gunter Gabriel war so einer.
Für viele war er der deutsche Johnny Cash, für mich war er über Jahre hinweg auch ein Weggefährte, ein Kollege, ein Mensch mit einem echten Herzschlag für das, was zählt:
- Authentizität, Ehrlichkeit, Lebensnähe.
- Ich bin beim Recherchieren im Netz wieder über ihn gestolpert.
Ein Video – „Tina, weine nicht (Don’t Cry Jony)“, live im Musikladen – hat mich sofort zurückgeholt in eine Zeit, in der Musik noch mehr war als Sound.
- Es war Haltung.
- Es war eine Sprache für die, die keine Stimme hatten.
Der Auftritt, irgendwann Mitte der 1970er, zeigt Gunter so, wie ich ihn kannte:
- Konzentriert, ernst, mit dieser unverwechselbaren Stimme, die nicht glänzen wollte, sondern erzählen.
- Er stand dort mit seiner Gitarre, ohne Glamour, ohne Pose – nur mit sich selbst, mit dem Lied und mit dem Publikum. Und das war genug.
Geboren wurde Gunter Gabriel am 11. Juni 1942 als Günter Caspelherr in Westfalen.
- Doch seine eigentliche Geburt fand auf der Bühne statt – dort, wo er seine Geschichten erzählen konnte. Geschichten aus dem echten Leben:
Vom Malocher, vom Trucker, vom Gestrandeten.
- Mit Songs wie „Hey Boss, ich brauch mehr Geld“ (1974) oder „Er ist ein Kerl (der 30-Tonner Diesel fuhr)“ wurde er zur Stimme der kleinen Leute.
Und anders als viele Kollegen war Gunter nie nur ein Interpret, sondern vor allem ein Songschreiber, ein Erzähler, ein unermüdlicher Chronist des einfachen Lebens.
- Sein Stil war schnörkellos, direkt, dabei immer aufrichtig.
- Und genau das machte ihn so besonders.
Dass seine Karriere nicht linear verlief, macht ihn nur menschlicher.
- Gunter war kein glatter Held, kein makelloses Vorbild.
- Aber genau das ist es, was ihn auszeichnete.
Er hat nie versucht, jemand anderes zu sein.
- Er war, wie er war.
- Und das hat man gespürt – ob im Studio, auf der Bühne oder im persönlichen Gespräch.
Ich erinnere mich noch gut an unsere Begegnungen, an seine Offenheit, seine Geschichten, seinen trockenen Humor.
- Er war ein Mann, der zugehört hat – und einer, dem man zuhören wollte.
Sein Tod am 22. Juni 2017, nach einem tragischen Treppensturz im Klinikum Meißen, kam nicht nur plötzlich, aber er schmerzt bis heute.
- Er war 75 Jahre alt, als er ging – und doch bleibt das Gefühl, dass da einer fehlte, der in diesen Zeiten mehr denn je gebraucht würde.
- Einer, der nicht um den heißen Brei redet.
- Einer, der noch weiß, wie sich ein ehrlicher Ton anfühlt.
Ich selbst bin dabei, nach Düsseldorf zurückzukehren, in die Stadt, in der ich geboren wurde, um dort – so der Plan – im Laufe des kommenden Jahres wieder eine eigene Band zu gründen.
- Es ist kein Zufall, dass Gunter gerade jetzt wieder so präsent in meinem Leben ist.
- Denn seine Musik, sein Mut zur Wahrheit, seine Liebe zur Sprache – all das hat mich über die Jahre begleitet.
- Und wird auch das Fundament sein für das, was kommt.
Wenn ich heute „Tina, weine nicht“ höre, dann weine ich nicht – aber ich erinnere mich.
- An einen Künstler, der echt war.
- An einen Menschen, der viel gegeben hat.
- Und an einen Musiker, der nie aufgehört hat, für seine Lieder zu leben.
Gunter Gabriel hat nicht einfach Musik gemacht.
- Er hat Spuren hinterlassen.
- In seinen Songs – und in uns
Den Nagel auf den Kopf getroffen …